Fast ein dreiviertel Jahr habe ich auf diese drei Tage hingearbeitet, dem 24. italienischen Origamitreffen der Centro Diffusione Origami vom 08.-10.12.2006. Als ich dann am 07.12.06 in Verbania - Pallanza eintraf, öffnete sich der Vorhang zu einem Origamievent voller Magie und Faszination. Es waren 171 Teilnehmer aus 12 Nationen angereist.

Doch alles der Reihe nach. Am 15.03.2006 erhielt ich von Roberto Gretter eine Einladung: "Im Namen der Centro Diffusione Origami haben wir die Ehre, Dich als besonderen Gast zur 24. CDO einzuladen". Das war ein sehr bewegender Moment. Zuerst war ich ein wenig unsicher, ob ich dieser Einladung wirklich gerecht werden könnte, aber die Faszination war zu groß. So sagte ich zu, mit dem inneren Entschluss alles zu tun um diesen Kongress erfolgreich bestehen zu können. Ich strukturierte die notwendigen Vorbereitungsmaßnahmen und legte los. So überarbeitete ich die Anleitungen meiner Modelle die ich in Italien unterrichten wollte, schrieb etwas zu meiner Vita und führte unermüdlich Korrespondenz. Den Ablauf meines Unterrichts plante ich so gut wie möglich vor.

Die Tage vergingen und der Dezember rückte immer näher. Am 06.12.2006 war es dann soweit. Meine Tasche war gepackt und meine Ausstellungsstücke waren reisefertig verstaut. Der Morgen meiner Abreise war völlig verregnet. Endlich am Bahnhof angekommen ging meine Fahrt zunächst nach Ladenburg zu Gigi Gaisbauer. Am 07.12.2006 fuhren wir, Gigi und ich dann gemeinsam mit Irene Grohe nach Verbania Pallanza am See Lago Maggiore im Piemont (Norditalien). Gegen 16.30 Uhr kamen wir in Verbania an. Nach einer kurzen Taxifahrt haben wir ins Hotel Castagnola in der Via al Collegio 16 eingecheckt. Von meinem Hotelfenster aus hatte ich in der Abenddämmerung einen herrlichen Ausblick auf den See Lago Maggiore und den dahinter gelegenen Bergen. Es war eine traumhafte Kulisse.

Am nächsten Tag traf ich mit Roberto Gretter alle notwendigen Absprachen bezüglich des Ablaufes und der Termine meiner 3 Workshops. Nach dem Frühstück baute ich meine Ausstellungsstücke auf. Dabei lernte ich Paolo Bascetta (Italien) und Francesco Decio (Italien) kennen. Die Zeit bis zum offiziellen Beginn des Kongresses verbrachten wir im großen Gemeinschaftsraum.
Gegen 17.00 Uhr wurde das Treffen mit einer kurzen Begrüßungsansprache offiziell eröffnet. Dann wurden die beiden Gäste Fernanod Gilgado (Spanien) und ich vorgestellt.
Am Abend traf Eric Gjerde aus Minneapolis (USA) ein. Ich habe ihn im Sommer in der Flickr Group Origami Tesselations virtuell kennengelernt und bin von seinen Kreationen sehr beeindruckt. Deshalb war ich gespannt darauf,, ihm persönlich zu begegnen. Wir unterhielten uns lange über unsere Ideen und Projekte. Wir tauschten Erfahrungen aus und sprachen über theoretische Sachen. Es war es ein besonderes Erlebnis, sich mit einem Künstler seines Ranges austauschen zu können.

Am Sonnabend früh ging nach 2 Tagen endlosem Regen die Sonne auf und färbte die Berge in ein leuchtendes rot. Der See war ruhig und die Natur zeigte sich von ihrer schönsten Seite. Eigentlich war das Wetter viel zu schön um die Zeit mit Papier falten zu verbringen. Nach dem Frühstück begann mein erster Workshop. An der Tür zum Unterrichtsraum war ein großes Blatt mit meinem Namen angebracht. Vor der Tür des großen Aufenthaltsraumes stand ein Tisch. Auf diesem lagen alle Modelle, die an diesem Tag unterrichtet wurden. Jedes war mit dem Namen des Künstlers versehen, der sie zeigte und erklärte. Das war eine sehr gute Idee. So konnte man sich die Modelle in Ruhe ansehen und entscheiden, was man falten wollte. Zuerst war ich etwas skeptisch, wie viele Leute wohl meinen Workshop besuchen werden. Dann füllte sich der Raum doch sehr schnell. Zu meiner Freude erschien Julia Palffy (Schweiz) um mitzufalten. Ich sah Julia das erste Mal abends bei der offiziellen Eröffnung, als sie die Ansprache von Luigi Leonardi, dem Vorsitzenden der Centro Diffusione Origami, in andere Sprachen übersetzte. Ich fragte sie, ob sie mir helfen würde meinen Vortrag ins italienisch und spanisch zu übersetzen, was sie bereitwillig tat. Es war unglaublich, wie schnell und sicher sie sich in den verschiedenen Sprachen bewegte.
Der erste Workshop verlief sehr gut. Ich glaube, die meisten Leute hatten sehr viel Spaß beim falten. Nach gut einer Stunde hielten alle Teilnehmer ihren 3D Sechzackstern in der Hand.

Auf dem Weg zum Hotel traf ich Assia Vely und Dave Brill. Assia machte mich mit Dave bekannt und wir kamen schnell ins Gespräch. Dave ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Er ist Ehrenpräsident der British Origami Society (BOS) und Autor mehrerer Bücher und Fachartikel in Origamimagazinen rund um die Welt. Für mich war es eine große Ehre, ihn kennenzulernen.

Die Zeit nach dem Mittagessen und dem Beginn meines 2. Workshops gegen 16.00 Uhr nutzte ich für einen ausgedehnten Streifzug durch die Ausstellung. Papier gewordene Fantasie schmeichelte meinen Augen und ich konnte mich an den vielen schönen Modellen kaum satt sehen. Da bis zu meinem 2. Workshop noch etwas Zeit war, hielt ich im großen Aufenthaltsraum Ausschau, was ich wohl mitfalten könnte. Dann sah ich Jean Baden-Gillette (USA-New York) und ihre wunderschönen gefalteten High-Heels. Also setzte ich mich dazu und faltete mit. Leider schaffte ich nur einen Schuh. Die Zeit schritt schnell voran und ich begab mich in meinen Unterrichtsraum, um meinen Achtzackstern zu unterrichten. Auch mein 2. Workshop verlief reibungslos.

Abends traf dann Christiane Bettens - Mélisande (Schweiz) ein. Somit waren wir schon drei Tesselationfalter. Mélisande sprüht geradezu vor Energie und Kreativität. Ihre Modelle und Tesselations sind sehr interessant. Ich konnte einen Blick in Ihre Tesselationmappe werfen und ich war begeistert über die vielen neuen Variationen.
Es wurde spät und ich müde, eigentlich wollte ich schon schlafen gehen. Aber Nicoleta aus Rumänien wollte gerne noch meinen Tesselationstern lernen und da sie am Sonntag zum Zeitpunkt meines 3. Workshops (Thema Tesselationstern) schon auf der Heimreise war, konnte ich natürlich nicht ablehnen und so falteten wir noch bis 02.00 Uhr.

Sonntag früh klingelte um 07.00 Uhr der Wecker, 08.00 Uhr Frühstück und um 09.00 Uhr begann schon mein 3. Workshop. Der Raum füllte sich schnell und wir begannen recht pünktlich mit dem Falten. Irgendwie waren die Leute sehr unruhig. Als wir jedoch mit den Drehfaltungen begannen, wurde es auf einmal sehr still und alle Leute falteten sehr konzentriert. Nach gut 2 Stunden hatten wir auch den Tesselationstern geschafft.
Gegen Mittag sind die meisten Gäste abgereist und der Kongress war offiziell beendet. Viele ausländische Gäste und auch das Organisationsteam sind wie wir erst am Montag den 11.12.2006 abgereist. So hatten wir noch einen schönen Sonntagabend.

Es war ein wunderbares und faszinierendes Treffen. Ich habe viele interessante und liebenswerte Menschen kennengelernt und wurde herzlich in die Gemeinschaft der italienischen Falter aufgenommen. Es werden unvergessene Tage bleiben.
Bedanken möchte ich mich bei Luigi Leonardi ( president) und Roberto Gretter (convention promoters) für die Einladung sowie beim Organisationsteam für die allgegenwärtige Unterstützung. Bei Gigi Gaisbauer (Deutschland) möchte ich mich für die unermüdliche Überzeugungsarbeit bedanken, unbedingt einmal nach Italien zu fahren. Eriko Ayoama-Pabel (Japan/Deutschland) danke ich für die schönen Fotos. Ich wäre sonst auf keinem Bild zu sehen. Julia Palffy (Schweiz) danke ich dafür, dass sie in meinen Workshops alle Sprachbarrieren beseitigt hat und meine Vorträge in die verschiedenen Sprachen übersetzte. Allen anderen danke ich für die unvergesslichen und wunderbaren Tage in Italien.

Ralf Konrad

Von rechts nach links, Gigi Gaisbauer (Deutschland), Paolo Bascetta (Italien), ich, Francesco Decio (Italien). Nach dem Aufbau meiner Ausstellungsstücke kam ich mit den italienischen Künstlern ins Gespräch und Gigi hatte die gute Idee ein gemeinsames Foto zu machen.

Das sind die Modelle von Eric Gjerde (USA). Es war faszinierend seine kreativen Papierideen in natura zu sehen. Aber vor allem war es mir eine große Freude, ihn persönlich kennen zu lernen. Eric trifft man auch bei Flikr, wo viele seiner Modelle zu sehen sind und auch kommentiert werden.

Fernando Gilgado (Spanien) wurde auch als Ehrengast eingeladen. Hier seht Ihr einige seiner Modelle. Er ist ein sehr kreativer Künstler und ein sehr guter Zeichner von Anleitungen.

Kurz vor dem Ende des Treffens kam ich noch einmal mit Fernando Gilgado (Spanien) zusammen. Dabei nutzen wir die Gelegenheit, ein gemeinsames Foto zu machen. Für mich war es ein schönes Erlebnis Fernando persönlich kennen zu lernen.

Nicoletta Maggino ist eine kreative italienische Falterin. Ihre Modelle haben mir sehr gut gefallen, besonders das im Vordergrund befindliche Modell Stellina (Sternchen), welches so schöne geschwungene Kanten hat.

Meine Workshops waren alle gut besucht und manchmal bis auf den letzten Platz ausgebucht. Nicoletta Maggino (Italien, rechts im Bild), hat in allen meiner 3 Workshops mitgefaltet. Sie ist eine bezaubernde und kreative Frau.

Foto by Eriko Ayoama-Pabel

Es ist mir immer wieder eine Freude, Annette und Paul Hassenforder zu treffen. Sie reisen durch ganz Europa zu den verschiedenen Origamikongressen und gehören zu den nettesten Leuten die ich kenne. Paul hat immer interessante Modelle im Gepäck.

Die Kukuksuhr hat Roberto Gretta (Italien) nach einer Anleitung von Robert J. Lang gefaltet. Sie ist wirklich sehr schön und exakt gefaltet. Eine Anleitung ist in Roberts Buch "Origami Design Secrets - Mathematical Methods for an Ancient Art" Seite 489 zu finden.

Das sind einige Modelle von Christiane Bettens - Mélisande (Schweiz). Sie ist eine sehr kreative Künstlerin und faltet auch sehr schöne Tesselations. Ich hatte das Glück viele ihrer Tesselations sehen zu können.

Designed and folded by Sipho Mabona September '06. Die Detailtreue und das Material gefallen mir wirklich sehr gut.

Blick aus meinem Fenster, ein wunderschöner Lago Maggiore mit der kleinen Insel und dem dahinter befindlichen Bergen, einfach traumhaft.

Ich war sehr erstaunt, als Roberto Gretta mir meinen eigens für mich reservierten Unterrichtsraum zeigte.

Es gab einen großen Raum in dem sich die Gäste aufhielten und falteten. Wenn man ein interessantes Modell oder einen interessanten Künstler entdeckte, konnte man sich dazusetzen und mitfalten.

Das sind die schönsten Modelle, die ich selbst gefaltet habe oder die ich geschenkt bekam. Ich war sehr beeindruckt und gerührt, dass sich einige Menschen bei mir für mein Seminar bedankten und mir ein selbst gefaltetes Modell schenkten. Ich möchte mich bei allen dafür bedanken.

Vielen Dank möchte ich nochmals Julia Palffy (Schweiz) sagen (vorn links im Bild). Ich sah Julia das erste Mal abends bei der offiziellen Eröffnung, als sie die Ansprache von Luigi Leonardi dem Vorsitzenden der CDO (Centro Diffusione Origami) in andere Sprachen übersetzte. Dann kam sie in mein erstes Seminar und ich fragte sie, ob sie mir helfen würde meinen Vortrag ins italienisch und spanisch zu übersetzen, was sie bereitwillig tat. Es war unglaublich, wie schnell und sicher sie sich in den verschiedenen Sprachen bewegte.

Foto by Eriko Ayoama-Pabel

So sah es in meinen Workshops aus. Der Raum war immer voll besetzt. Ich glaube so etwa 20 Personen, vielleicht auch einige mehr waren anwesend. Trotzdem hat alles sehr gut geklappt und fast alle Leute haben meinen Workshop mit einem selbstgefalteten Modell und einem Lächeln im Gesicht wieder verlassen.

Ich hatte auch das Glück diese liebenswürdigen jungen Falter Nicoleta Mihalcea und Florin Dan aus Rumänien kennen zu lernen. Nicoleta fragte mich gehörig aus und wollte alles genau wissen, was mir die Gelegenheit gab ihr viele kleine wichtige Details zum falten meiner Modelle mit auf den Weg zu geben.

Von rechts nach links, Christiane Bettens - Mélisande (Schweiz), Eric Gjerde (USA) und ich beim Frühstück. Was mich ein wenig verblüffte, war die Tatsache, dass wir trotz falten bis in die späte Nacht, am frühen Morgen schon recht fit aussahen.

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